Aus der Werkstatt

Sieben Tipps, die es Langfingern schwer machen

Kriminelle Banden schlagen immer häufiger zu, um Fahrzeugteile in Einzelteilen zu verhökern. 

Gerade jetzt in der Wintersaison verschwinden viele Fahrzeuge, die abgemeldet und in Einzel- und Tiefgaragen geparkt waren. Oftmals bemerkt der Besitzer den Diebstahl erst wesentlich später - oder sogar erst im nächsten Frühjahr.100% ige Sicherheit gibt es nicht, aber man kann den Dieben das Leben schwerer machen, so dass der geliebte Oldtimer verschont bleibt.

Die Mannheimer Versicherung AG hat sich vor über zwanzig Jahren mit ihrer Marke BELMOT® auf die Versicherung von Oldtimern spezialisiert. Sie hat in dieser Zeit viele Erfahrungen mit Sicherungsmöglichkeiten für historische Fahrzeuge gesammelt:

Unsere Empfehlungen:

1. Der Abstellort ist wichtig:
Das höchste Gefahrenpotential besteht in Tiefgaragen mit öffentlichem Zugang, sobald die Fahrzeuge gut erkennbar geparkt sind. Ein zur Marke passender Auto-Pyjama z.B. mit Ferrari-Logo zieht nicht nur Fans der Marke an.

Das Fahrzeug sollte in einer nicht einsehbaren Einzelbox in einer Tiefgarage mit Rolltor stehen. Eine zusätzliche Sicherheit: wenn die Tiefgarage mit einer Alarmanlage gesichert ist. Wer im städtischen Umfeld nicht auf eine Tiefgarage angewiesen ist, der sollte ein hochwertiges Fahrzeug besser nicht dort unterstellen.

Bei Fahrzeugen, die in Hallen abgestellt werden, oder z.B. bei Sammlungen ist es ratsam, beispielsweise eine massive Stahlschranke zu installieren, um das lautlose Herausrollen der Fahrzeuge unmöglich zu machen. Sinnvolle Alarmsysteme mit Videoüberwachung sind im Zeitalter des Mobilfunks auch preislich attraktiv geworden. Eine Einbruchmeldeanlage erkennt und meldet einen (versuchten) Einbruch, indem sie einerseits einen akustischen Alarm auslöst, und andererseits den Einbruch direkt an eine zertifizierte Notruf- und Serviceleitstelle sendet. Diese wiederum alarmiert die örtliche Polizei und – wenn gewünscht – einen Sicherheitsdienst zur Überprüfung vor Ort.

2. Lenkrad- und Pedalkrallen:
Für nur gelegentlich genutzte Fahrzeuge eine sinnvolle Ergänzung zu Tür- und Lenkradschloss. Jedoch gibt es auch hier etliches zu beachten: Eine Kralle von Lenkrad zu Pedal nutzt bei manchen Oldtimern nichts. Beispiel: Bei einem Mercedes aus den 1960er Jahren ist das Bakelit-Lenkrad lediglich mit fünf Muttern verschraubt, die schnell zu öffnen und zu entwenden sind. Auch bei einem Porsche 356 ist ein Lenkrad schnell demontiert oder zerstört. Eine Lenkradkralle ist nur dann sinnvoll, wenn das Fahrzeug unterwegs gegen spontane Diebstähle gesichert werden soll.

Eine Parkkralle verhindert zügiges Wegfahren, jedoch sollten immer die Radmuttern mit abgedeckt sein. Hat ein Dieb mehr als fünf Minuten Zeit (z.B. nachts), ist davon auszugehen, dass das Ersatzrad demontiert wird.

3. Wegfahrsperre und Stromkreisunterbrecher:
Auch die elektronische Wegfahrsperre bzw. ein verdeckter Stromunterbrecher kann eine durchaus wirkungsvolle Diebstahlsicherung sein. Ein Stromkreisunterbrecher (besser mehrere) sollte verdeckt entweder im Motor- oder Innenraum des Fahrzeugs eingebaut werden und somit nicht auf den ersten Blick sichtbar sein.
Zu beachten ist, dass über den Winter die Batterie zumeist abgeklemmt wird; darauf sind viele Systeme nicht ausgelegt. Gleiches gilt für ein verstecktes Handy im Fahrzeug. Es kann nur geortet werden, wenn der Akku entsprechend geladen wurde.

4. Schalthebelstange:
Eine weitere Sicherungsmöglichkeit besteht in einer Blockade des Schalthebels mittels einer Schalthebelstange. Diese wird in der Mittelkonsole eingebaut und durch einen Sicherheitsschlüssel verriegelt. Auch eine kombinierte Handbrems- und Schalthebelstange ist möglich. Durch eine gegenseitige Behinderung mittels Sicherheitsschlüssel werden sowohl der Druckknopf der Handbremse als auch die Gangschaltung in ihrer Funktion blockiert. So verhindert sie das unrechtmäßige Fortbewegen des Fahrzeugs. Allerdings ist die kombinierte Version nicht für jeden Oldtimer geeignet!

5. GPS-Tracker:
Den aktuell teuersten, aber definitiv effektivsten Schutz vor Verlust bietet momentan die Ortung über GPS, kombiniert mit der Signalübertragung an das eigene Handy. Zwar verhindert ein GPS-Tracker nicht den Diebstahl an sich, hilft aber dabei, ihn schnell zu bemerken und das Fahrzeug zügig wiederzufinden. Verschiedene Anbieter haben sich auf die Lokalisierung hochwertiger Fahrzeuge, u.a. auch LKW/Auflieger, spezialisiert. Eine Fahrzeugortung ist weltweit möglich. Selbst das Verlassen eines vorher festgelegten geographischen Gebiets ("geo-fence") kann mit Alarm versehen werden. Auch die Bewegung des Fahrzeugs als solches - z.B. das reine Laden auf einen Anhänger bzw. Abschlepper - sollte auf jeden Fall einen Alarm auslösen.

Nachteil: Den Diebstahl an sich kann ein GPS-Tracker nicht verhindern. Außerdem sind manche Tracking Systeme relativ leicht abschirmbar. Laut Hubert Paulus vom ADAC-Sicherheitszentrum in Landsberg, schieben manche Diebe ihr Diebesgut in einen mit Alufolie ausgekleideten LKW. Die Folie soll eine Störung des GPS-Signals bewirken und somit die exakte Ortung behindern (Die Welt, "Die Summe seiner Teile", 23.8.2015). Höherwertigere Geräte reagieren unempfindlich auf solche Abschirmungsmethoden. Es empfiehlt sich daher, eher in unempfindliche Geräte zu investieren.

6. Blackbox:
Eine preisgünstige und effektive Alternative zu einem Gerät, das dauerhaft GPS-Daten sendet, kann eine Blackbox sein, die nur ein oder zwei Signale am Tag sendet. Eine solche Box kann geortet werden, jedoch ist sie durch Diebe schwer aufzuspüren, da sie nur eine Sekunde am Tag aktiv ist. Sie hat die Größe einer Zigarettenschachtel und sendet losgelöst vom Bordnetz mit eigenen Batterien Signale und ist somit auch für 6- Volt- Fahrzeuge oder Fahrzeuge mit abgeklemmter Batterie geeignet.
Die unkomplizierte Technik sorgt dafür, dass solche Systeme bereits ab 200 Euro zu erwerben sind. Gerade bei Sammlungen besteht auch die Möglichkeit, die Blackbox mittels Magnet an dem Fahrzeug anzubringen, das sich gerade auf der Straße befindet. Die systemseitig verbauten Batterien, so versprechen die Hersteller, halten mindestens zwei Jahre.

7. Zu guter Letzt:
Wir raten Ihnen, einen Sachverständigen einzuschalten, wenn Sie beabsichtigen, einen Oldtimer zu kaufen und sicher gehen möchten, dass Sie ein Original erstehen und keine Fälschung. Auch Betrüger haben erkannt, dass sich die Oldtimerszene dem Kunstmarkt annähert und immer mehr Menschen Oldtimer nicht unbedingt aus Leidenschaft sammeln sondern historische Fahrzeuge als lohnendes Investment betrachten. Die Unterscheidung zwischen Original und Fälschung fällt häufig sehr schwer. Aktuell werden zum Beispiel der Porsche 911 RS oder der NSU TT vermehrt als Werksausführung angepriesen, obwohl diese nachträglich modifiziert wurden. Es handelt sich hierbei um Betrug, da diese Art des "Fahrzeugklonens" zu einem erheblichen Wertunterschied führt! Einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen, kann also sinnvoll sein.


Bitte beachten Sie: Die genannten Sicherungsmöglichkeiten stellen nur eine Auswahl dar. Darüber hinaus gelten immer noch ganz grundlegende Dinge: Bieten Sie Dieben keine unnötigen Anreize. Lassen Sie wertvolle Dinge am besten gar nicht oder - wenn es sich nicht vermeiden lässt - nicht sichtbar im Auto liegen. Es kann auch helfen, die Handschuhfachklappe des leeren Handschuhfachs offen stehen zu lassen.

Woran viele nicht denken: Nicht immer handelt es sich um spontane Diebstähle, z.B. eines Einzeltäters, der aus Neid und Habsucht kriminell wird. Auftragsdiebstähle größerer Banden werden immer beliebter. Meist werden Oldtimer hierbei aus der Werkstatt oder der Garage gestohlen, in ihre Einzelteile zerlegt und diese dann z.B. über Online-Portale weiterverkauft. Selbstverständlich gelten die vorgeschlagenen Sicherungsmöglichkeiten auch für diese Fälle.

 

 

Text von Ralf 

 

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